Was war und was wird

Rezension Was war und was wird Ostsee Zeitung vom 12.03.2024 Thorsten Czarkowski

Ehekrise mit Überraschungseffekt
Zwei-Personen-Stück „Was war und was wird“ feiert Premiere in der Rostocker BÜHNE 602

ROSTOCK. Es beginnt wie ein „normaler“ Beziehungsstreit: Anke (Katja Klemt) und Theo (Peer Roggendorf) sitzen im Theater und warten darauf, dass das Stück beginnt. Rasch werden die jüngsten Konflikt- punkte verhandelt: Warum unbedingt ein Programmheft gekauft werden musste und warum die Parkplatzsuche vor dem Theater so schwierig war.
Solche Banalitäten sind Ausgangspunkt für eine tiefere Analyse der Ehe. Anke und Theo blicken zurück in die Vergangenheit, wie das Kennenlernen der beiden ablief, wie es auch hätte anders kommen können.
Anke und Theo leuchten tief in die eigenen Biografien hinein, erinnern sich an die Leichtigkeit der Jugend und an die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens – mit einigen Anekdoten, auch mit Privatfotos. So wird die Ehekrise von Anke und Theo zu einem Theater im Theater.
Es hätte dabei bleiben können. Aber dies ist nicht die x-te Inszenierung einer Beziehungskrise, bei der Zuschauer den Eindruck haben, einem streitenden Paar am Nebentisch zuzuhören. Denn: Dass Anke und Theo ein Paar sind, ist klar, aber wie geht’s weiter?
Dafür haben sich die Autoren Sarah Nemitz und Lutz Hübner einen Kunstgriff aus- gedacht: Anke und Theo können, so will es das Textbuch, in die Zukunft ihrer Beziehung sehen, auch in die der wichtigsten Personen um sie herum.
Das eben noch streitende Paar kann all dies aus der Gegenwart bewerten. Doch die Zukunft sieht, soviel sei verraten, nicht besonders rosig aus.
An dieser Stelle kippt das Theaterstück unerwartet von einer Beziehungskomödie in die Dystopie einer Ehe. Plötzlich ändert sich die Stimmung auf der Bühne, alles ist anders.
Denn Anke und Theo müssen in der Zukunft Schicksalsschläge verkraften, die dem Paar einiges abfordern. Nein, es ist nicht gut, in die Zukunft zu blicken. Immerhin: Theo wächst an diesen Aufgaben und wird ein verantwortungsbewussterer Ehemann und Vater.
Spätestens im letzten Drittel des Stücks laufen Katja Klemt und Peer Roggendorf zur Hochform auf. Sie berühren mit hohem Einsatz existenzielle Themen zweier innig verbundener Menschen. Von Regisseur Sascha Mey wurde dies intensiv auf die Bühne gebracht – starker Text, starke Leistung.